In einer zweiteiligen Darstellung („Diptychon“) wurden Bilder, Gedichte, Erzählungen und Kompositionen (Musik) gestaltet, geschrieben und anschließend interpretiert. Die Ausstellung des 12. Jahrgangs befindet sich im Flur bei Raum 6. Auszüge aus den Ergebnissen können hier angesehen und angehört werden:
Ulf Rieken: Kriegskreisel
Ist
Krieg
Immer gleich
Wenn Menschen leiden
Und niemand ihnen hilft
Leiden Menschen wenn
Gleich immer
Krieg
Ist?
Ulf Rieken: Friedensglas
Plötzlich ward Stille geworden
Ganz kurz für alle zu hören
Die laute Stille
Und dann
Ruhe
Und dann
Die laute Stille
Ward verloren für alle
Denn sie war nur ganz kurz.
Lennard Farwick: Vertonung der Vorstellungen von „Krieg“
Um die musikalischen Vorgänge im Teil „Krieg“ nachvollziehen zu können, ist es sinnvoll, sich davor mit der Idee von Krieg, wie sie hier vertreten wird, auseinanderzusetzen. Krieg ist nicht heroisch und hat auch keine Eleganz. Er ist vielmehr das Konglomerat aller schlechten Eigenschaften, die der Mensch besitzt. Er verkörpert Habgier, Grausamkeit, blinden Zorn, Aggressivität und Egoismus und seine tief negativen Folgen sind in aller Regel noch lange nach seinem Ende spürbar, insbesondere für die Partei, die ihn verloren hat. Im Krieg müssen viele leiden, auch viele Unschuldige, denn er verschlingt Ressourcen, die anderweitig dazu eingesetzt hätten werden können, Menschen Leid zu ersparen.
In diesem Fall wurde weder ein spezifischer Krieg noch eine nähere Zeit gewählt, deren Verlauf oder Charakteristika dargestellt werden könnten. Vielmehr soll ein Gefühl hervorgerufen werden, das den Hörer (und den Leser der Partitur) gefühlsmäßig in die Situation versetzen soll, in der sich ein in einem Kriegsgebiet lebender Mensch befindet. Die Instrumentierung ist auf ein Klavier beschränkt, da es alleine Harmonien spielen kann und in der Instrumentenwelt mit den höchsten Ambitus hat. Somit und auch aufgrund seines abstrakten mittlerweile universal verwendeten Klanges ist es vielseitig einsetzbar. Die Tonart ist a-Moll, was eher kompositorische Gründe hat. Das Tempo wird im Laufe des Stückes variiert, beginnt jedoch mit einem Moderato und ist die meiste Zeit ein Presto.
Partitur und Musikstück als MP3 können weiter unten heruntergeladen werden.
Rebecca Haardt: „Krieg“ als Erzählung
Sie schreckte hoch. Irgendwo Maschinengewehre in der mondlosen Nacht. Die Decke bis zum Kinn hochgezogen, setzte sie sich auf. Lauschte. Schätzte die Entfernung ein. Nah. Zu nah. Schnell sprang sie auf, weckte ihren Bruder. Gemeinsam verließen die beiden den Verschlag, der für ein paar Wochen ihr Zuhause gewesen war. Sie blieben nie lange an einem Ort, die Truppenbewegungen waren zu unvorhersehbar. Ihr spärliches Gepäck trug sie unter dem Arm, während die Kinder durch die Ruinen der ehemaligen Wohnhäuser liefen. Einst hatten hier schicke Villen gestanden, große Protzbauten. Sie wusste das natürlich nicht. Hätte sie es gewusst, wäre es ihr egal gewesen. Unbewusst schauderte sie, als sie durch die menschenleere Straße wanderten. Der Asphalt war an einigen Stellen aufgebrochen. Gekonnt hüpften die beiden über die dadurch entstandenen Krater. Manchmal musste sie dem Kleineren helfen. Jedes Mal spürte sie, wie sie ein wenig mehr ihrer Geduld verlor.
„Komm schon“, murmelte sie, als ihr Bruder stolperte. Im Hintergrund Maschinengewehre und manchmal gedämpfte Schreie. Ihr Blick wanderte unruhig zum Ende der Straße.
„Wir müssen weiter.“ Dieses Mal ein wenig strenger.
„Ich kann nicht mehr!“ [...]
Den ganzen Text gibt es weiter unten.
Sarah Andrees: Erläuterung zum Bild zu „Krieg und Frieden“
Das Bild ist erst auf dem zweiten Blick ein Diptychon, denn eine klassische Zweiteilung ist erst einmal nicht sichtbar. Doch durch den Farbverlauf von Schwarz über viele Graunuancen in Weiß wird dann eine Unterteilung in die beiden Bildthemen „Krieg“ und „Frieden“ deutlich. Eine klassische Zweiteilung bleibt bewusst aus, da auch Krieg und Frieden nicht eindeutig voneinander abgrenzbar sind. Die Übergänge sind häufig fließend und verfügen über viele Facetten, die durch die Farbnuancen deutlich werden. Frieden ist nicht gleich Frieden und Krieg ist nicht gleich Krieg. Ob Diktatfrieden oder beidseitige Amnestie: nicht jeder Friedensschluss ist auch friedlich und setzt die Voraussetzungen für eine friedliche Zukunft. Dies wird durch die Grautöne im rechten Bildrand deutlich.
Neben der fließenden farblichen Zweiteilung wird eine Unterteilung noch durch Daten, Begriffe und Symbole sichtbar. Auf der linken Seite deuten die beiden Daten 1914 und 1618 auf die Anfänge des Ersten Weltkrieges und des Dreißigjährigen Krieges hin. Oben in der linken Ecke steht senkrecht das Wort „Aleppo" geschrieben, das den Betrachter an gegenwärtige militärische Konflikte im Nahen Osten erinnert. [...]
Die gesamte Erläuterung befindet sich unten zum Download.