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Exkursion nach Esterwegen im Zeichen der Erinnerungskultur

Exkursion nach Esterwegen im Zeichen der Erinnerungskultur
Als einer der prominentesten politischen Häftlinge wurde Carl von Ossietzky häufig gequält und misshandelt. Sowohl in der Gedenkstätte als auch auf der Begräbnisstätte wurde ein Gedenkstein für ihn aufgestellt. Fotos: Kimberly Heidkamp, Bundesarchiv & Frank Vincentz

Am Dienstag, den 25. Januar 2022 besuchten die Leistungskurse Geschichte des 13. Jahrgangs die Gedenkstätte Esterwegen und die nahe gelegene Begräbnisstätte. Einige Schülerinnen und Schüler berichten hier über ihre Eindrücke:

Die Gedenkstätte Esterwegen erinnert an die 15 Emslandlager. Dort erlangten wir Einblicke in die schrecklichen Verhältnisse, den Alltag im Arbeitslager, die Funktion von diesem zur Zeit des Nationalsozialismus und einen Überblick von dem dort erlebten Leid sowie über die vollführten Verbrechen.

Das Lager diente nach der Einrichtung im Sommer 1933 als Doppellager für 2000 politische Schutzhäftlinge. Das KZ Esterwegen wurde dann, nachdem es zeitweilig nach dem KZ Dachau das zweitgrößte Konzentrationslager war, 1936 aufgelöst und bis 1945 weiterhin als Strafgefangenenlager genutzt. Das Lager in Esterwegen hatte nach Zeitpunkt verschiedene Funktionen: als Internierungslager, als Strafgefängnis und bis 2000 als Bundeswehr-Depot.

David Hofwalter, Mitarbeiter der Gedenkstätte, stellte in einem Vortrag anhand von Fotos und Karten die Geschichte und den Aufbau des Lagers vor. Außerdem gab er einen Einblick darin, wie die Menschen im Emsland nach 1945 mit der Erinnerung an der Lager umgingen. So dauerte es bis zum Jahr 2011 bis eine Gedenkstätte eröffnet wurde.

Text: Timon Schlereth, Eike Woortmann & Jannis Lipka

Außenbereich

Der Außenbereich entspricht in etwa der Größe des ursprünglichen Konzentrationslagers. Das Lager ist durch einen normalen Zaun und an markanten Stellen mit einer rostfarbigen Mauer gekennzeichnet. Zum Beispiel zeigt es die ehemaligen Wachtürme durch eine Erhöhung der Mauer oder die Tore zu den einzelnen Bereichen. Dort wo früher die Wächter hausten, ist nun eine Grasfläche.

Zu den großen rostfarbigen Toren kann man sagen, dass sie wie eine Mausefalle aufgebaut wurden. Das Eingangstor des Geländes ist beziehungsweise war immer geschlossen und man sah / sieht immer nur einen kleinen Spalt der Freiheit. Das zweite Tor zu der Erweiterung von 1936 ist schon kleiner und enger und das letzte noch enger. Somit sind die Gefangenen in eine Falle gelaufen ohne einen Auweg oder die Hoffnung auf Freiheit, denn allein wären sie nicht aus dem Lager gekommen.

Die 480 Meter lange Straße verbindet diese einzelnen Segmente. Der Teil für die Gefangenen wurde 1936 erweitert. Der Boden dort ist mit rot-braunem Schotter ausgefüllt und die damaligen Baracken sind nicht mehr vorhanden. Dafür sieht man an diesen Stelle Bäume. Vereinzelt stehen dort beschriftete Informationentafeln über den Ort. Außerdem kann man einen Teil der alten Straße sehen.

Da das Lager zwischenzeitlich als Standort für die Bundeswehr genutzt wurde, waren die Baracken abgerissen und die Straße neu gepflastert worden.

Die Architekten wollten die Baracken oder ähnliche Gebäude aus der damaligen Zeit nicht wieder aufbauen, denn dadurch würde man nicht die grausame Zeit widerspiegeln und nur eine mögliche saubere Baracke sehen, ohne den damaligen Geruch oder das Heruntergekommene zu bemerken.

Alles ist sehr schlicht, aber eindrucksvoll gestaltet und man kann durch die architektonische Werke mithilfe von Fantasie die Situation von früher in sein Gedächtnis rufen und sich so das Lager vorstellen. Die heutige Gedenkstätte strahlt einen ruhigen Ort aus an dem man den Opfern gedenken kann und gleichzeitig Informationen über die Zeit erhält.

Text: Caroline Mödden & Edward Weiss

Dauerausstellung

Im Inneren des Gebäudes gab es eine vielfältige dauerhafte Ausstellung. Direkt auf dem Gang dorthin konnten wir Überreste der Baracken, graue und verwitterte Wände und Balken sehen. Zu Beginn der Ausstellung wurden die Geschichte des Lagers sowie Lebensläufe von Opfern und Tätern dargestellt. Dazu gab es diverse Zeitungsausschnitte aus der damaligen Zeit.

Im weiteren Verlauf waren Kleidungsstücke, Bettwäsche, Decken und persönliche Gegenstände wie Briefe an Familie und Verwandte oder Tagebücher ausgestellt. Besonders auffällig hierbei war die originale Liedschrift des bekannten Liedes „Die Moorsoldaten“. Bemerkenswert war, dass viele von den Häftlingen Gegenstände anfertigten, die ebenfalls ausgestellt waren wie Zeichnungen und Schnitzereien ihres Alltags, des Lagers oder von Mitgefangenen, Postkarten oder sogar aus Draht gefertigtes Besteck, welches mit viel Talent hergestellt worden sein musste.

Zwei Dinge, die während des Betrachtens der Ausstellung immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zogen, waren die steinernen Überreste des Lagers in der Mitte des Raums und eine alte Wehrmachtsuniform mit Gewehr, die das Vergangene näher brachten. Neben den Steinen, die einst eine Mauer darstellten, befand sich eine Wand mit Fotos einiger Opfer, die mit einer kurzen Information über ihr Leben versehen waren. Unmittelbar darunter war eine Bildergalerie plaziert, die uns Luftaufnahmen der 14 Emslandlager in der NS-Zeit und heute zeigten mit dazugehörigem Zeitstrahl. Zu unserer Verwunderung befanden sich auf elf der 14 Lager nun nichts mehr als Äcker und Siedlungen.

Text: Renana Dallmann & Celina Brelage

Sonderausstellung

Bei unserem Besuch in der Gedenkstätte Esterwegen gab es außerdem eine Sonderausstellung, die Wanderausstellung ,,Die Rosenburg – Das Bundesjustizministerium im Schatten der NS-Vergangenheit“. Darin geht es vor allen darum, dass viele frühere NS-Funktionäre ihre Karriere als Juristen ohne Probleme in der Rosenburg, dem früheren Sitz des Justizministeriums in Bonn, fortsetzten.

Die Ausstellung ist in neun Bereiche gegliedert, welche die Doppelgesichtigkeit des Ministeriums anhand von Zeitzeugenberichten, Opfer- und Täterbiografien oder beispielhaften Gesetzestexten darstellt. Darin werden unter anderem Themen wie der Umgang mit NS-Tätern, die Personalpolitik des Bundesministeriums der Justiz ab 1949 oder der Umgang mit der eigenen Vergangenheit abgebildet. Die Ausstellung ist ein Teil der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV). Sie befindet sich noch bis zum 24. April 2022 in Esterwegen, der Eintritt ist frei.

Text: Isabel Heitland & Robin Struthoff

Begräbnisstätte

Die Begräbnisstätte des Konzentrationslagers in Esterwegen befindet sich etwas abgelegen an einem Parkplatz an der B401 und nicht auf dem ehemaligen Lagergelände. Man gelangt über eine kleine Fußgängerbrücke in den Wald zum ehemaligen Friedhof, welcher sich auf einer weitläufigen Wiese befindet. Der Weg dorthin gabelt sich, wobei auf dem einen Weg nur Sitzbänke stehen und auf dem anderen zwei Gedenksteine für das Lager Luxemburg und die unbekannten Opfer der NS-Gewaltherrschaft.

Man kann nicht mehr von einem Friedhof sprechen, da dort keine Toten mehr ruhen, da diese später nach Versen verlegt wurden. Außerdem befinden sich dort nicht mehr alle Grabsteine.

Die übrigen Grabsteine haben dieselbe Form, keine In- oder Aufschriften und auch keine Namenstafeln. Stattdessen befinden sich vor den Grabreihen kleine Steine mit den Häftlingsnummern, die darauf schließen lassen, dass es sich um Gemeinschaftsgräber handelt. Insgesamt reichen diese Zahlen von 8 bis 1342. An nur zwei Grabsteinen befinden sich Erinnerungsstücke wie Namenstafeln und Kerzen, die dort vermutlich von Angehörigen hinterlassen wurden.

Am Anfang der Begräbnisstätte stehen zwei Denkmäler, wobei das eine der belgischen Widerstandsbewegung und das andere Carl von Ossietzky gedenken.

Ungefähr in der Mitte der Begräbnisstätte, rechts am Weg, befindet sich eine überdachte Fläche mit Gedenksteinen für die Emslandlager. Der äußerste Stein enthält eine Gedenktafel, die an die Opfer erinnert und weiteres über die Begräbnisstätte preisgibt.

Mittig auf der Rasenfläche befindet sich ein Versöhnungskreuz als Mahnmal für alle Christen. Zudem befindet sich links vom Kreuz hinter den Gräbern ein Denkmal in Form von drei gebogenen, unterschiedlich großen Säulen, welche auf einer Erhöhung stehen. Allerdings wird nichts über die Bedeutung preisgegeben.

Insgesamt wirkt die Begräbnisstätte recht ungepflegt, jedoch lassen wenige Kerzen darauf schließen, dass noch immer Besucher dort hinkommen, um den Opfern gedenken. Des Weiteren strahlt der Ort eine gewisse Ruhe aus, welches ein würdevolles Gedenken an die Opfer der Emslandlager ermöglicht.

Text: Kimberly Heidkamp & Fenna Santen

Fotos: Kimberly Heidkamp | Walter Sohst, Heiner Kurzbein, Bundesarchiv, Bild 183-93516-0010, Ausschnitt, Bundesarchiv Bild 183-93516-0010, Carl von Ossietzky, CC BY-SA 3.0 DE | Frank Vincentz, Esterwegen - Hinterm Busch - Gedenkstätte 031 ies, Ausschnitt und Graustufen, CC BY-SA 3.0