Hätte man morgens jedoch schon geahnt, wozu unsere Jungs heute imstande sein werden, dann hätten Harry Hecht und ich diese Nachricht gelassener aufgenommen. In den Bussen nach Dinklage blieb nun aber ein Platz frei. Es war Mohammed Kara, der heute seinen Platz eingenommen hat und diese Aufgabe herausragend meistern konnte.
In Dinklage traten am Donnerstag, den 8. Juni 2023 die Sieger aus sechs Kreisgruppen im Bezirk Weser-Ems in zwei Dreiergruppen gegeneinander an. In der Vorrunde spielte unsere Mannschaft dabei heute zunächst gegen das Gymnasium Bad Zwischenahn. Es wurde schnell klar, dass die Gegner heute sehr stark sein würden und das Team aus Bad Zwischenahn machte in der ersten Halbzeit enorm Druck. Sie liefen unser Team früh an und spielten ein so engagiertes Pressing, dass unsere Abwehr um Julian Walker im Tor, Tom Wucherpfennig und Lukas Kruse in der Innenverteidigung und die beiden Außenverteidiger Niklas Möhlenkamp und Jakob Mülder ein ums andere Mal in Bedrängnis gerieten. Es dauerte bis zur zweiten Halbzeit, ehe unsere Mannschaft nach einer Ecke zur ersten Torgelegenheit kam. Nach Flanke von Henrik Wittrock konnte Tom Wucherpfennig den Ball an der Strafraumgrenze annehmen und flach ins linke untere Eck zum 1:0 treffen. Das Tor fiel überraschend und schien unseren Gegnern den Boden unter den Füßen wegzureißen. Kurz darauf erhöhte der heute unglaublich stark spielende Henrik Wittrock nach einem Konter auf 2:0. Dabei umkurvte er den herauseilenden Torhüter und schob den Ball aus spitzem Winkel ins leere Tor. Kurz vor dem Ende erzielte unser Mittelstürmer John Rusch dann sogar noch den 3:0 Endstand. Durch diesen hohen Sieg im Auftaktspiel war das Halbfinale im Grunde schon erreicht, denn aus der Vorrunde sollte nur ein Team ausscheiden.
Bad Zwischenahn verlor dann auch gegen die Graf-Anton-Günther-Schule Oldenburg mit 1:2. Die Oldenburger spielten dabei sehr stark. Wir Trainer hatten jedenfalls großen Respekt vor den spielerischen Offensivqualitäten der Oldenburger und ahnten, dass der Weg heute noch sehr steinig werden würde.
Das letzte Vorrundenspiel gegen Oldenburg war dann aber ein Spiel, welches unsere Mannschaft auf so hohem Niveau angegangen ist, dass selbst die bärenstarken Oldenburger kaum zu nennenswerten Torchancen gekommen sind. Vielleicht war es entscheidend, dass wir heute unser Spielsystem von einem offensiven holländischen 4-3-3 auf ein etwas defensiveres 4-5-1 umgestellt haben, denn durch diese Maßnahme traten gleich drei Effekte ein, die unser Spiel heute auf ein neues Niveau gehoben haben. Zunächst konnte im zentralen Mittelfeld eine Doppelsechs aus Matti Sellere und Bennet Rehmann eine Stabilität aufbauen, die wir in den drei bisherigen Turnierrunde nie erreicht haben. Zweitens konnten unsere Außenbahnspieler sich bereits im Mittelfeld am Spielaufbau beteiligen und hatten dann lange Wege über der Außenbahn vor sich. Sowohl Ben Schuten und der heute überragende Giuseppe Ruggiero konnten mit ihren pfeilschnellen Antritten dadurch für Gefahr sorgen. Giuseppe Ruggiero konnte mit genau so einem schnellen Lauf bereits in der ersten Spielminute seinem Gegenspieler enteilen und den Torwart der Oldenburger zum frühen 1:0 tunneln. Die Vorlage kam dabei von Henrik Wittrock, der heute durch das Übergewicht unseres Teams im Mittelfeld Freiheiten hatte, die er mit einer unglaublichen Spielfreude nutzen konnte. Seine Flanken waren heute absolute Spitzenklasse! Noch vor der Pause konnte Bennet Rehmann mit einem trockenen Flachschuss auf 2:0 erhöhen. Die zweite Halbzeit verlief dann sehr ruhig. Oldenburg musste nicht mehr und Papenburg wollte nicht mehr tun. Das Spiel war entschieden. Es war befremdlich, wie ruhig sich der Puls an der Außenbahn angefühlt hat.
Im Halbfinale wartete nun das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Osnabrück auf uns, ein Team mit mehreren Spielern, die auch in der Niedersachsenauswahl spielen. Seltsamerweise hatte diese Mannschaft, die beiden Vorrundenspiele gegen die KGS Wiesmoor und das Clemens-August-Gymnasium Cloppenburg jeweils 0:0 gespielt, obgleich das Team als Favorit auf den Titel gehandelt wurde. Dieses Spiel hat Nerven gekostet. Es war ein unglaublich intensiv geführtes Spiel, in dem unsere Defensivreihen zwar weitgehend alles im Griff hatten, aber immer wieder gefordert wurden. Offensiv gab es nur wenig Entlastung, die kaum zu Torgelegenheiten führte. In der 12. Spielminute, also kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit geriet unser Torhüter Julian Walker in große Bedrängnis nach einem zu kurzen Rückpass. Er konnte nur im Stile eines Manuel Neuer herauseilen und mit einer mutigen Grätsche dem Osnabrücker Stürmer den Ball wegschießen. Unglücklicherweise prallte der Ball genau in die Richtung eines zweiten Osnabrücker Stürmers, den Julian, der sich sofort aufrappelte nur mit einer zweiten Grätsche stoppen konnte. Von außen betrachtet sah es sehr dramatisch aus und die zweite Grätsche war dann auch ein Foulspiel von Julian. Brisant war nun, dass es nicht klar war, ob man sein Foul mit einer gelben Karte, einer Zeitstrafe oder gar mit einer roten Karte im Sinne einer Notbremse ahnden müsste. Der Schiedsrichter entschied sich für eine 5-Minuten-Zeitstrafe. Julian musste vom Feld. Als Torwart sprang nun Jakob Mülder ein und John Rusch musste für Jakob vom Feld. Es war Jakob zu verdanken, dass unsere Mannschaft in dieser brisanten Phase des Spiels die Ruhe behielt und im Wissen darauf, dass man sich auf den Ersatztorwart genauso verlassen kann wie auf Julian. Jakob spielt im Verein auch als Torhüter und das war heute Gold wert. Unser Team überstand die Druckphase der Osnabrücker unbeschadet. Osnabrück kam sogar zu keiner nennenswerten Torgelegenheit in dieser Phase. In der 18. Spielminute, Julian war mittlerweile wieder ins Tor zurückgekehrt und man stellte sich auf ein Elfmeterschießen ein, schlug Bennet Rehmann einen weiten hohen Pass auf Giuseppe Ruggiero. Der Ball kam eigentlich nicht sehr günstig, aber der Verteidiger konnte den Ball nicht unter Kontrolle bringen und ließ ihn durch zum Torwart. Giuseppe hat aber genau das antizipiert und ist mit einer schnellen Bewegung dazwischen gegrätscht und hat den Ball so am verdutzten Keeper der Osnabrücker vorbei ins Tor gespitzelt. Wahnsinn! 1:0 gegen Osnabrück! Es wurde richtig laut in Dinklage und am Ende auch hektisch, aber unsere Jungs brachten auch diese Führung über die Zeit.
Im Finale gab es ein Wiedersehen mit der Graf-Anton-Günther-Schule Oldenburg, die im zweiten Halbfinale das Clemens-August-Gymnasium Cloppenburg klar mit 2:0 geschlagen hatte. Es gibt viele Beispiele für Mannschaften, die einen Titel gegen einen Gegner im Finale gewonnen haben, dem sie in der Vorrunde unterlegen waren. Deutschland war so ein Gegner für Ungarn im WM-Finale 1954, dem legendären Wunder von Bern. Irgendwie mussten Harry Hecht und ich versuchen, unser Team noch einmal einzuschwören und daran zu erinnern, wie nah wir heute an etwas ganz Großem sind, denn ein Bezirksmeistertitel ist dem Gymnasium Papenburg mit einer Jungenmannschaft im Schulfußball noch nie gelungen. Und die Chancen bei einem Landesfinale stünden gar nicht so schlecht, denn der Bezirk Weser-Ems gilt es der stärkste der vier Bezirke in Niedersachsen, was den Schulfußball betrifft. Man dürfte also durchaus von einer Fahrt nach Berlin träumen, wenn gegen Oldenburg ein Finalsieg gelänge. Die Anspannung und der Teamgeist waren so deutlich spürbar, dass es förmlich knisterte als das Spiel begann. Unser Team war hochkonzentriert und ließ zu keiner Sekunde Zweifel aufkommen, dass es heute zu allem bereit war. Es war ein Genuss, unseren Jungs bei ihrem Spiel zuzusehen. Der Ball lief so gut durch die eigenen Reihen, es wurden so viele Torgelegenheiten herausgespielt, dass es schon zur Pause 2:0 oder 3:0 hätte stehen können. Henrik Wittrock und Giuseppe Ruggiero spielten sich förmlich in einen Rausch mit herausragenden Dribblings, artistischen Ballweitergaben und Ballannahmen von weiten Pässen, die den Anschein weckten, die Fußballschuhe seien mit Klebstoff präpariert. Man kann aber dem gesamten Team attestieren, heute Spitzenleistungen vollbracht zu haben. Ben Schuten mit seinen schnellen Sprints und Dribblings auf engstem Raum, Tom Wucherpfennig und Lukas Kruse mit ihrer unfassbaren Ruhe in der Innenverteidigung und einer so großen Spielübersicht, Denny Knoll mit seinem unbändigen Einsatzwillen und seinen Balleroberungen oder Matti Sellere und Bennet Rehmann, die das defensive Mittelfeld zur eigenen Schaltzentrale erklärten und mit großem Einsatz alles aufhielten, was sich unserer Hälfte nährte. Nein, ein Wunder von Bern deutete sich wahrlich nicht an, aber in der zweiten Halbzeit machte sich langsam die Sorge breit, dass man womöglich mit einem 0:0 in ein Elfmeterschießen gehen müsste. Es wäre schade, wenn die Leistung unserer Jungs am Ende von einem so hohen Glücksfaktor abhängig wäre. Aber es war ausgerechnet Giuseppe Ruggiero, der kleinste Spieler auf dem Feld, der nach einer Traumflanke per Freistoß von Henrik Wittrock per Kopfball traf. Ein super Tor! Der Torjubel war bis Papenburg zu hören!
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Das Spiel wurde danach zwar noch etwas hektisch, aber so richtig eng wurde es für unser Team nicht mehr. Den 1:0 Sieg brachte unsere Mannschaft über die Ziellinie. Bei der Siegerehrung überreichte Schulfußball Urgestein Friedhelm Forbriger unseren glücklichen Siegern dann eine Urkunde, einen Ball und einen Tellerpokal, der in der Schulvitrine fortan einen Ehrenplatz erhalten wird. Unserer Schulmannschaft ist auf Bezirksebene etwas gelungen, was noch kein Team unserer Schule zuvor erreicht hat. Sie ist Bezirksmeister in der Wettkampfklasse II geworden und hat sich für das Landesfinale Niedersachsen qualifiziert, welches in Barsinghausen mit den Siegern aus vier Bezirken ausgespielt wird.
Unsere Jungs haben Schulfußballgeschichte geschrieben und dabei herausragendes geleistet. Gratulation an euch, Jungs! Jetzt fehlt nur noch ein Schritt für den ganz großen Wurf. Niemals an unserer Schule war ein Team mehr dafür bereit als Ihr!