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Weihnachten – ein fröhliches Fest?
Vierter und letzter Teil der Kurzgeschichte von Imke Claußen (11e), die ganze Kurzgeschichte gibt es unten zum Nachlesen
... Er wird nicht zulassen, dass jemand an Weihnachten traurig ist, selbst wenn es Frau Schäfer ist. Hinter sich hört er Schritte und weiß, dass sein Vater ihm folgt, aber er nimmt sich nicht die Zeit, auf ihn zu warten. Stattdessen klingelt er an Frau Schäfers Tür Sturm. Es dauert eine Weile, bis die alte Frau öffnet. Tim schluckt, als er ihr Gesicht sieht. Es ist auf einmal wieder hart und streng, wie immer, wenn er sie sonst auf der Straße trifft. Aber ihre Augen sind noch ein bisschen rot an den Rändern. Hat sie etwa wieder geweint? „Was willst du?“, fragt sie. „Ähh…“ Tim ist auf einmal wie zur Salzsäule erstarrt. Die Augen der alten Frau wandern an ihm hinunter, über seine schwitzigen Hände, die nicht ganz zugeknöpfte Jacke und die eilig angezogenen Stiefel. „ähh…“, versucht er es noch einmal. In dem Moment tritt sein Vater hinter ihn. „Ah, Frau Schäfer“, sagt er und lächelt dabei. Tim versucht, es ihm nachzumachen. „Tim wollte Sie nicht stören, er wollte nur…“ An dieser Stelle stockt sein Vater, weil er selbst nicht genau weiß, was sein Sohn eigentlich wollte. Also nimmt Tim all seinen ganzen Mut zusammen, um den Satz zu beenden. „…Sie zum Essen einladen“, sagt er und strahlt sein breitestes Lächeln. Mit klopfendem Herzen wartet er auf Frau Schäfers Reaktion. Sein Vater wartet mit ihm, legt die Hand auf seine Schulter. Tim ist froh über die Unterstützung, so nervös ist er.
Und tatsächlich geschieht eine Veränderung mit der alten, strengen Frau Schäfer. Langsam, ganz langsam, ziehen sich ihre Mundwinkel hoch. Tims Lächeln wird noch breiter, als die alte Frau langsam nickt. „Das würde ich gerne“, sagt sie, „Ich hole nur schnell meine Jacke.“ Damit verschwindet sie im Haus, doch die Tür bleibt einen Spalt offen. Sie wird wiederkommen. Tim dreht sich zu seinem Vater um. „Das ist doch okay, oder?“, fragt er zögernd. Tims Vater lächelt. „Natürlich ist es das. Es ist sogar eine besonders schöne Idee.“ Er drückt seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin sehr stolz auf dich. Ich glaube, du hast gerade den Sinn von Weihnachten besser verstanden als die meisten Menschen.“ Und Tim platzt beinahe vor Stolz.